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Der Traum vom Fliegen - wie eine Vision Wirklichkeit wurde

 

Am Bodensee startet im Frühling kurz vor Ostern die Hauptsaison für Gäste aus Nah und Fern. Das ist auch die Zeit, wenn die Zeppeline wieder fliegen - eine Besonderheit bei uns "am See". Bereits seit 2001 können Gäste mit dem Zeppelin NT von Friedrichshafen aus die Schönheit der Bodenseeregion von oben bewundern. Erfahren Sie in diesem Blog-Artikel mehr über die berühmten Luftschiffe vom Bodensee.

 

Der Traum vom Fliegen beschäftigt die Menschheit schon seit jeher. Über die Jahrtausende gab es viele Versuche der Menschen den Himmel zu erobern. Erste erfolgreiche Versuche mit Ballonen gab es gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Deren größtes Manko waren jedoch die Abhängigkeit von Wind und Wetter, insbesondere aber deren Unlenkbarkeit. Im Laufe der Zeit entwickelten sich die Luftschiffe, die, mit Motoren und Propeller ausgestattet, zielgenauer navigierbar waren. Ferdinand Graf von Zeppelin setzte um 1900 heruam beharrlich seine Vision von lenkbaren Luftschiffen um und trotzte so manchen Widrigkeiten. So wurde der Begriff "Zeppelin" zum Synonym für diese Art von Luftschiffen.

 

Der Traum vom Fliegen wird Wirklichkeit

 

Ferdinand Graf von Zeppelin kam 1838 in Konstanz auf die Welt. Er trat bereits mit 17 Jahren in den Militärdienst ein, 1858 begann er sein Studium unter anderem im Maschinenbau. Als Mitglied des Ingenieurskorps reiste er nach Nordamerika, wo er ab 1863 als Beobachter am Sezessionskrieg teilnahm. Dort erlebte er zum ersten Mal den militärischen Einsatz von Ballons und konnte auch selbst an einer Ballonfahrt teilnehmen. Ihre Schwächen, nämlich die Abhängigkeit von der Windrichtung und ihre Unlenkbarkeit, stachen ihm als Ingenieur sofort ins Auge.

Das Thema ließ den Grafen nicht mehr los. Nach einem Vortrag von Reichspostminister Heinrich von Stephan zum Thema "Weltpost und Luftschifffahrt" findet sich in seinem Tagebuch im April 1874 ein erster Eintrag über die Idee ein lenkbares Luftschiff zu bauen. In den kommenden Jahren verfolgte er seine Idee weiter und verfasste 1887 eine Denkschrift an den württembergischen König über die "Notwendigkeit der Lenkballone".

 

Nach seinem frühen Ausscheiden aus dem Militärdienst im Alter von 52 Jahren widmete sich Graf von Zeppelin ganz der Konstruktion eines starren Luftschiffs. Er fand jedoch kaum Unterstützer, wurde gar als Narr verschrien und ausgelacht. Beharrlich sammelte Ferdinand Graf von Zeppelin jedoch weiter Kapital um die rund 1 Million Mark für den Bau eines Luftschiffs aufzubringen. Selbst für die Gründung der Aktiengesellschaft zur Förderung der Luftschifffahrt in Kooperation mit deutschen Unternehmen 1898 musste er die Hälfte des Stammkapitals aus seinem Privatvermögen aufbringen. Doch schließlich konnte der Bau beginnen.

Am 2. Juli 1900 war es soweit: in der Manzeller Bucht bei Friedrichshafen fand der erste Aufstieg des LZ 1 (LZ für "Luftschiff Zeppelin") unter den Augen von etwa 12.000 Zuschauern über dem Bodensee statt. Trotz erkennbarem Potenzial bei den weiteren Testflügen waren die Investoren nicht überzeugt und Graf von Zeppelin musste den Prototyp zerlegen, Material und Werkzeuge verkaufen und die Gesellschaft wieder auflösen.

Unterstützung bekam er von Alfred Colsman, dem Schwiegersohn Carl Bergs und späteren Generaldirektor und Vorstandsvorsitzendem der Zeppelinwerke. Carl Berg war mit seiner Firma Vorreiter in der Aluminiumindustrie und hatte die Konstruktion des Gerippes und der Beplankung aus Aluminium beim LZ 1 durchgeführt.

Die zwei nächsten Zeppeline wurden von Spenden und einer speziellen Lotterie finanziert. LZ 3 war schließlich mit 45 Fahrten bis 1908 so erfolgreich, dass auch das Militär überzeugt werden konnte. Das Heer kaufte LZ 3 und wollte auch LZ 4 übernehmen, das allerdings erst eine 24-Stunden-Fahrt demonstrieren sollte. Auf dem Rückweg musste der Zeppelin wegen erneuten Motorproblemen auf den Feldern bei Echterdingen notlanden. Ein Sturm riss ihn aus seiner Verankerung worauf er in einem Obstbaum hängen blieb und Feuer fing. Dieser Unfall hätte sicherlich das wirtschaftliche Aus bedeutet, hätte nicht einer der zahlreichen Zuschauer eine Spendenaktion gestartet, die eine Welle der Hilfsbereitschaft im ganzen Land auslöste. Stolze 6.096.555 Mark (das entsprächen heute etwa 41 Millionen Euro) kamen bei der "Zeppelinspende des deutschen Volkes" zusammen.

Durch diese Spende konnte Ferdinand Graf von Zeppelin die Luftschiffbau Zeppelin GmbH gründen und eine Zeppelin-Stiftung ins Leben rufen. Endlich stand das Zeppelin-Projekt finanziell auf solidem Grund. Graf Zeppelin bezeichnete später den Tag des Unfalls vom 5. August 1908 als "die Geburtsstunde der nationalen Luftschifffahrt in Deutschland".

 

Weitere Luftschiffe konnten gebaut werden, die auch zur kommerziellen Beförderung von Fahrgästen eingesetzt wurden. Dazu wurde im November 1909 maßgeblich von Alfred Colsman die Deutsche Luftschifffahrts-AG (DELAG) als erste Luftreederei der Welt gegründet, die die von der Luftschiffbau Zeppelin GmbH gebauten Luftschiffe kaufte und betrieb.

Durch Unfälle und stürmische Winde wurden einige Zeppeline zerstört, was jedoch deren Fortentwicklung und weitere Nutzung nicht stoppte. Bald gab es auch einen Linienverkehr zwischen mehreren großen Städten in Deutschland. Durch den 1. Weltkrieg wurde der Verkehr in andere europäische Städte jedoch unterlassen.

 

 

Die Zeppeline im Militäreinsatz

Das Heer und die Marine des Deutschen Reiches kauften die verbliebenen 14 Zeppeline und übernahmen bei Kriegsbeginn auch die DELAG-Schiffe. Im Krieg wurde die Entwicklung der Luftschiffe stark voran getrieben. So konnten sie im Vergleich zu den Flugzeugen höhere Höhen erreichen, länger in der Luft bleiben, hatten eine größere Nutzlast und eine deutlich größere Reichweite. Ihre Bekämpfung erwies sich für die Gegner zunächst als schwierig, bis sie geeignete Methoden zum Abschuss bzw der Zerstörung der Luftschiffe fanden. Die Militär-Luftschiffe wurden vor allem zur Aufklärung und für Luftangriffe mit Bomben eingesetzt. Das Heer stellte die Heeresluftschifffahrt 1917 ein, als die Flugzeuge größerer Bauart in der Leistung mithalten konnten. Bei der Marine waren die Luftschiffe bis zuletzt im Einsatz.

Die deutsche Niederlage im 1. Weltkrieg bedeutete auch das Aus der deutschen Kriegsluftschifffahrt. Die siegreichen Allierten verlangten eine vollständige Entwaffnung der deutschen Luftstreitkräfte. Im Versailler Vertrag wurden die Luftschiffe explizit genannt und deren Auslieferung verlangt. Im Juni 1919, eine Woche vor Vertragsunterzeichnung, zerstörten viele Luftschiffer ihre Zeppeline, um sie nicht an den Gegner ausliefern zu müssen. Sie folgten damit dem Beispiel der Deutschen Hochseeflotte, die sich kurz zuvor selbst versenkt hatte. Die übrig gebliebenen Luftschiffe wurden nach England, Frankreich, Italien und Belgien überführt.

Ferdinand Graf von Zeppelin war noch vor Kriegsende 1917 verstorben. Die Führung des Unternehmens übernahm Hugo Eckener, der die friedliche Nutzung der militärischen vorzog. Unter ihm gelang es, wenn auch unter Schwierigkeiten, zwei kleinere Zeppeline fertigzustellen. Das LZ 120 "Bodensee" beförderte noch im Jahr seiner Fertigstellung 1919 fast 2400 Fahrgäste, vor allem auf dem Liniendienst zwischen Friedrichshafen und Berlin. Das Schwesternschiff LZ 121 "Nordstern" sollte die Linie nach Stockholm bedienen, wozu es aber nicht mehr kam. Ende 1919 wurde der Betrieb zunächst verboten, 1921 mussten beide Schiffe an die Siegermächte ausgeliefert werden - als Ersatz für die zerstörten Marine-Luftschiffe.

 

 

Die Zeppeline auf Höhenflug

Schon in den 1920er hatten auch die USA mit Starrluftschiffen experimentiert. Ein Schiff hatten die Amerikaner selbst nach Vorbild des erbeuteten LZ 96 erbaut, das jedoch bei einem Unfall zerstört worden war. Ein weiteres Luftschiff hatten die USA in England bestellt, das jedoch schon bei der Testfahrt auseinanderbrach und 44 Menschen das Leben kostete. Vor diesem Hintergrund gelang es Eckener den Auftrag für ein drittes Luftschiff zu sichern. Das LZ 126, das sogenannte Amerikaluftschiff, 1924 persönlich von Hugo Eckener nach Lakehurst bei New York überführt, wurde zum erfolgreichsten amerikanischen Starrluftschiff.

Durch die wirtschaftliche Lage war es trotz des erfolgreichen LZ 126-Auftrags für die Luftschiffbau Zeppelin GmbH schwierig Kapital für ein weiteres Zeppelin-Projekt aufzutreiben. Erst 1928 startete das LZ 127 zum ersten Mal zu einem Testflug. Mit ihm begann dann die Hochzeit der Zeppelin-Luftfahrt. Spektakuläre Demonstrationsfahrten nach Amerika, ins westliche Mittelmeer, die Orient- oder Antarktisfahrt, die erste und bisher einzige Erdumrundung eines Luftschiffs und der ab 1930 eingerichtete transatlantische Liniendienst zwischen Europa und Nord- und Südamerika, machte das LZ 127 "Graf Zeppelin" zum erfolgreichsten Luftschiff überhaupt.

Nach einem tragischen und verlustreichen Unfall eines britischen Passagierluftschiffs wurden die Planungen für das LZ 128 eingestellt, um die Sicherheit von wasserstoffgefüllten Luftschiffen neu zu überdenken. Die USA verfügten inzwischen über das unbrennbare Helium, das sie als Traggas für ihr Luftschiffe nutzten. Die Zeppelingesellschaft unterhielt gute Beziehungen zu den USA und war mit der Goodyear Zeppelin Co., ein Joint-Venture mit der Goodyear Tire & Rubber Company, am Bau zweier US-Starrluftschiffe beteiligt. Man entwarf einen völlig neuen Zeppelin, der für die Füllung mit Helium geeignet war.

Die Nationalsozialisten hielten nicht viel von Eckeners Vision einer völkerverbindenden Weltluftschifffahrt und unterstützen militärisch die Weiterentwicklung der Flugzeugtechnik. Die von Reichsluftfahrtminister Hermann Göring gegründete staatliche Deutsche Zeppelin-Reederei (DZR) übernahm den Betrieb der Luftschiffe, die nun gerne für Propagandazwecke eingesetzt wurden.

Im März 1936 war schließlich der neue Zeppelin LZ 129 fertiggestellt und konnte bald "Graf Zeppelin" auf den Transatlantiklinien unterstützen. Das Luftschiff war jedoch entgegen den Planungen doch wieder mit Wasserstoff gefüllt, da Helium unter das US-Embargo fiel und sonst nirgendwo in nennenswerter Menge zu bekommen war.

Am 6. Mai 1937 fing die Hindenburg bei der Landung in Lakehurst Feuer. Innerhalb von Sekunden ging das größte Luftschiff der Welt vermutlich durch einen Unfall in Flammen auf, bei dem wohl der neuartige Lack eine Rolle spielte.

 

 

Ein Unglück führt zum Ende

Das Unglück der Hindenburg läutete das Ende der deutschen Luftschifffahrt ein. Die Sicherheitsbedenken gegenüber wasserstoffgefüllten Zeppelinen für eine Personenbeförderung waren von nun an einfach zu groß. Eckeners Bemühungen doch Helium aus den USA für seine Zeppeline zu erhalten blieben erfolglos. Die "Graf Zeppelin" wurde schon im Juni 1937 außer Dienst gestellt und zu einem Museum ausgebaut. Das Schwesterschiff der "Hindenburg" wurde 1938 zwar noch fertig gestellt, führte aber lediglich Werkstatt- und Testfahrten durch. Das LZ 131 wurde nie fertig gestellt.

Mit dem 2. Weltkrieg kam das endgültige Aus. Im Frühjahr 1940 befahl Göring die Sprengung der Luftschiffhallen und die Abwrackung der beiden letzten Luftschiffe. Viele Luftschiffer sahen diese drastischen Maßnahmen eher in der Ideologie der Nationalsozialisten begründet, als in sachlichen Notwendigkeiten. In den 1950er Jahren gab es Überlegungen zu einer Neuauflage der Luftschifffahrt, die jedoch nie verwirklicht wurde. Dazu war die rasante Entwicklung in der Flugzeugtechnik einfach zu bedeutend. Die Zeppelinwerke betätigten sich fortan auf anderen Feldern des Maschinenbaus.

 

Mit neuer Technologie in eine neue Zukunft

Fast 60 Jahre später stieg erneut ein deutsches Luftschiff in den Himmel, der Zeppelin NT (NT für "neuer Technologie"). Im September 1993 war die Zeppelin Luftschifftechnik GmbH (ZLT) als Tochterfirma des Zeppelin-Konzerns gegründet worden. Die neuen Zeppeline sind keine Zeppeline im klassischen Sinn, sondern hochmoderne halbstarre Luftschiffe und etwa 10-20 mal kleiner als seine berühmten Vorgänger.

Bis Ende 2000 führte der Prototyp Zeppelin NT 07 rund 220 Testflüge mit über 800 Flugstunden durch. Im Januar 2001 wurde die Deutsche Zeppelin-Reederei als Betreibergesellschaft gegründet. Nach der Musterzulassung des NT 07 und der Zulassung durch das Luftfahrtbundesamt am 14. August 2001, wird schon einen Tag später der kommerzielle Passagierbetrieb mit Rundflügen über dem Bodensee aufgenommen. In den folgenden Jahren werden weitere Luftschiffe gebaut, die sowohl für Rundflüge auch außerhalb der Bodenseeregion, Sonderflüge und Forschungsflüge eingesetzt werden. Im Mai 2022 gab die Deutsche Zeppelin Reederei GmbH bekannt, dass ein neues Luftschiff gebaut werden soll und sich somit 2024 die Luftschiffflotte der Reederei auf drei Luftschiffe vergrößern wird, um der großen Nachfrage nach Zeppelin NT Flügen gerecht zu werden. Drei weitere Schiffe sind aktuell für die Goodyear Tire & Rubber Company im Dienst.

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Die Welt der Zeppeline erleben

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  Messestraße 132
  88046 Friedrichshafen
  Telefon: 07541/ 5900-0

 

  Zur Geschichte der Zeppeline:

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  www.zeppelin-museum.de

  Zeppelin Museum Friedrichshafen
  Seestraße 22
  88045 Friedrichshafen
  Telefon: 07541/ 3801-0

 

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  www.zeppelinmuseum.eu

  Zeppelinmuseum Meersburg
  Schlossplatz 8
  88709 Meersburg
  Telefon: 07532/7909